Myofunktionelle Therapie

 

Rechte; I-Stock, xavigm

Sie beobachten,

  • dass Ihr Kind den Mund meist geöffnet hält, dass es geräuschvoll isst, stark speichelt oder nachts schnarcht?
  • Beim Malen und Basteln im Kindergarten bemängeln die Erzieher die Feinmotorik und Körperspannung Ihres Fünfjährigen?          
  • Lehrer bestätigen, dass Ihr Kind einen guten Wortschatz hat, aber oft undeutlich spricht und dadurch schwer zu verstehen ist?
  • Nach der ersten Einschulungsuntersuchung kommt die Empfehlung zu einer logopädischen Behandlung aufgrund eines „Sigmatismus“ oder „Schetismus“?
  • Ihr Kind hat sich lange mit Daumen oder Schnuller beruhigt, nun spricht der Zahnarzt von einem „offenen Biss“?
  • Der Kieferorthopäde entlässt Sie selbst oder Ihr Kind mit einem Rezept mit der Diagnose: „Viszerales Schluckmuster“ oder „Störung des orofacialen Muskelgleichgewichts / Schluckakts“ oder „Zungenfehlfunktion“?

Die oben genannten Auffälligkeiten sind typische Symptome einer sogenannten „Myofunktionellen Störung“ (MFS). Hierbei handelt es sich um eine Muskelfunktionsstörung im Mund- und Gesichtsbereich, die meist mit Problemen in der Ganzkörperspannung und -haltung verbunden sind. Eines der auffälligsten Merkmale ist das falsche Bewegungsmuster der Zunge nach vorne (viszerales Schluckmuster). Dieses hat zur Folge, dass die Zunge beim Sprechen und Schlucken gegen die Zähne drückt. Es entstehen ungünstige Muskelspannungszustände im Mundbereich, die der Zunge zum einen erschweren ihre korrekte Ruhelage zu finden und einzuhalten. Zum anderen beeinflussen sie die Zahnstellung und Aussprache verschiedenster Laute (s / sch / n / d / t / l). Dies alles wird begünstigt durch eine offene Lippenhaltung mit Mundatmung.

Sichtbare Symptome einer MFS sind:
vermehrter Speichelfluss, grimassierende Mitbewegungen der Lippen und Wangen, Entzündungen im Mundbereich, Zungengrundlage, verkürztes Zungenbändchen, Zahn- und Kieferfehlstellungen, Gesamtkörperprobleme in Form von Fehlhaltungen und in der Koordination mit schlechter Körperspannung.

 

Ursachen einer MFS können sein:

  • Ungünstige Säuglings- und Kleinkindernährung
  • Habits wie langandauernde Lutschgewohnheiten (Schnuller, Daumen, Gegenstände etc.)
  • beeinträchtigte Nasenatmung durch häufige Infekte oder Allergie,
  • Stress (Zähneknirschen oder -pressen, Zungendruck gegen die Zähne etc.),
  • MFS im Rahmen einer zentralen (hirnorganischen) Störung.

Bei einer Myofunktionellen Therapie (MFT) werden zunächst alle Symptome besprochen, erklärt und ihre Zusammenhänge erfasst. Mit zahlreiche Übungen zur Förderung harmonischer Muskelfunktionen im Mund- und Gesichtsbereich (orofaziales System) werden spielerisch all jene Muskelgruppen angesprochen, die zum Atmen, Saugen, Kauen, Schlucken und Sprechen essentiell sind. Wichtig für den Erfolg ist zudem die Wahrnehmungsförderung, das Abstellen von Fehlgewohnheiten und die Regulierung der Gesamtkörperspannung. Das schrittweise Training, das zumeist einmal wöchentlich in einer ¾-stündigen Sitzung aufgebaut wird, muss zuhause regelmäßig weiter durchgeführt werden. Dabei sollten die Eltern behutsam erinnern und positiv verstärken.

Ausschlaggebend für den Erfolg der Therapie ist eine gute Kooperation von Kind und Eltern sowie gegebenenfalls die Zusammenarbeit mit Kinderarzt, HNO-Arzt, Kieferorthopädie, Ergo- und Physiotherapie. Ziel der MFT ist es, mit Hilfe individuell auf den Patienten abgestimmter Therapieansätze zu einem korrekten Schluckablauf, der richtigen Zungenruhelage, dem Mundschluss mit Nasenatmung und der Kieferbalance in einem muskulären Gleichgewicht zu gelangen. Die MFT ist auch eine unterstützende Maßnahme, die vor, während oder nach einer kieferorthopädischen Behandlung durchgeführt werden sollte. Grundsätzlich ist ein myofunktionelles Training, unabhängig vom Alter des Patienten, häufig die Basistherapie! für eine weitere Sprech- und Stimmtherapie.